
»Anton Bruckners Symphonie Nr. 4 geriet im Stefaniensaal energisch und eindeutig.
Zum Abschluss des Jahres mit all seinen Unwägbarkeiten und Problemen für Veranstalter (und das Klassikpublikum) gab es noch einmal eine große, beinahe festliche Angelegenheit: Anton Bruckners Symphonie Nr. 4, die ›Romantische‹, mit dem ORF Radio-Symphonie-Orchester Wien.
Das Gastspiel des Orchesters brachte das längst überfällige Musikvereinsdebüt von Dirigent Markus Poschner. Dass der deutsche Dirigent derzeit als Bruckner-Koryphäe gehandelt wird, ist natürlich auch seiner Tätigkeit als Chef des Bruckner Orchesters Linz geschuldet, aber auch mit einem anderen Ensemble lässt er seine Affinität zu dieser Klangwelt hören. Die in der 3. Fassung gespielte Symphonie klang schön aufgefächert (auch wegen der auf dem Podium verteilten Geigen). Der Dirigent warf keine Nebelgranaten, sondern sorgte durchwegs für Klarheit. Poschner ging die einzelnen Themen bisweilen recht forsch an, schaffte immer wieder eine drängend intensive Atmosphäre, wobei manche energische Steigerung oder Generalpause an der Grenze zur Effekthascherei angelegt sein mochte. Außergewöhnlich war der anmutige, aber ländliche Charakter des Trios.
Davor gab es noch feinziselierte Soundkunst der litauischen Komponisten Raminta Šerkšnyte, deren ›Midsummer Song‹ aus dem Jahr 2009 indes schnell langatmig wurde.Hinweis: Das für gestern im Musikverein geplante ›Amabile‹-Konzert mit Folksmilch wurde nun auf 31. Mai 2022 verschoben. Karten behalten ihre Gültigkeit.«
Kleine Zeitung, 22.12.2021
Foto: Elisabeth Probst