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»Mit der triumphalen Wiedergabe von zwei enorm bedeutenden Sinfonien der Musikgeschichte – der 9. ›Aus der Neuen Welt‹ von Antonín Dvořák und Anton Bruckners 1. in c-moll in der Linzer Fassung – wurde dem Motto des eröffneten Brucknerfestes ›Neue Welten‹ im Linzer Brucknerhaus grandios Rechnung getragen.«

Fred Dorfer
Kronen Zeitung, 10.09.2019
Foto: Reinhard Winkler

»In beiden Werken zeigten sich Markus Poschner und sein Bruckner Orchester in künstlerischer Hochform. Für den Dirigenten, der seit zwei Jahren an der Spitze des Klangkörpers steht, ist es die erste Beschäftigung mit Bruckners sinfonischem Erstling in Oberösterreich. Mit intensiven Gesten und sprechender Mimik, anfeuernd und begeisternd, reißt er sein Orchester mit zu den ›neuen Welten‹. Er lässt den langsamen Stellen – etwa im berühmten sehnsüchtigen Largo in Dvoraks Neunter oder bei Bruckners Adagio – Zeit sich zu entwickeln, er baut die Steigerungen nachvollziehbar auf und hält die Spannung durch bis zum über-strahlenden Blech.«

APA / Salzburger Nachrichten, 09.09.2019

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poschner

»Am Ende stand die Erkenntnis, dass die KI-Version durchaus gelungen war, aber auch nichts wirklich Neues zur Komposition beitragen konnte, so Poschner. Es bleibe allerdings die Frage, ob man ohne dem Wissen, dass das Gros der Komposition von einer KI kommt, überhaupt merken würde, dass die Noten nicht von Mahler stammen. Der Prozess habe bei ihm jedenfalls Irritationen ausgelöst, die bis zum Gedanken führten, ›ob man das als Musiker überhaupt gut finden darf‹.«

Der Standard, 08.09.2019
Foto: APA

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»Bei der Großen Konzertnacht am Ars Electronica Festival 2019 (FR, 06.09.2019) wird die zehnte Sinfonie von Gustav Mahler aufgeführt. Das Besondere? Der Komponist hat sie nie fertig geschrieben – gemeinsam mit einem künstlich intelligenten Algorithmus hat Ali Nikrang, Key Researcher am Ars Electronica Futurelab, das Stück nun zu vollenden versucht. Im Interview erzählen er und Markus Poschner, Chefdirigent des Bruckner Orchester, mehr.«

Ars Electronica Blog, 02.09.2019
Foto: vog.photo

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Markus Poschner

Von Markus Poschner.

Wir modernen Menschen stehen unter großem Druck. Unsere To-do Listen explodieren, die geschriebenen oder die gefühlten, ständig stehen wir im Wettbewerb, werden verglichen, müssen uns beeilen und uns optimieren. Dank der Technik werden wir dabei auch noch immer schneller, der Computer, das Telefon, alles, sogar die eigene Familie ist immer nur einen Klick weit von uns entfernt.

Wir sind permanent verfügbar, aber auch die Welt selbst ist es, die uns in ihrer Gänze greifbar geworden ist. Alles Wissen, alle Musik, alle Bilder und Medien sind gerade einmal eine Armlänge und einen Fingerdruck von uns entfernt. Das macht süchtig, aber nicht glücklich. Verzweifelt versuchen wir, nicht die Kontrolle zu verlieren, indem wir jeden Bereich unseres Lebens durchdenken, planen und zu beherrschen versuchen. Wir halten das eigene, freie Leben selbstverantwortlich in den Händen, scheinbar souverän wie vielleicht noch nie in der Geschichte der Menschheit, und dennoch haben wir das traurige Gefühl, es zerrinnt uns zwischen den Fingern. Sind wir zufrieden? Der Dauerstress, dass 24 Stunden am Tag nicht ausreichen werden, diktiert uns den Alltag. Wie konnte das passieren, trotz all der großen technischen Zeitgewinne?

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»Da, wo du nicht bist, ist das Glück«, vertonte Franz Schubert in seinem berühmten Lied. »Ich wandle still, bin wenig froh. Und immer fragt der Seufzer, wo?«, beschreibt er die ewige Suche nach Glück schon vor 200 Jahren.

Ist dies tatsächlich unser Schicksal? Ist es unsere Schuld? Haben wir unseren stillen Traum vom Glück vergessen?

Wir haben sehr wohl gelernt, über das Leben zu reflektieren und doch dabei aufgegeben zu leben. Unser Traum war die Erfüllung, mit der Welt in eine Beziehung zu treten. Wir wollten von den Dingen und Menschen berührt werden und gleichzeitig anderen etwas bedeuten. Wir sehnen uns nach dieser Resonanz, nach dem Erlebnis, nach Inspiration, die uns bleibend verändert. All das existiert nur in der Begegnung mit dem Gegenüber, im Fühlen, im gemeinsamen Erleben, in der Verbindung mit der Außenwelt, wie ein Kind, das mit seinem ersten Fahrrad seinen Horizont vergrößert. Das Hinausgehen ermöglicht uns erst den Zutritt zum eigenen Innenleben.

Das Konzert, ein gemeinsames musikalisches Hinausgehen, ist so etwas wie das Ideal vom Glück auf kleinstem und engstem Raum. Die Resonanz, das gleichzeitige Schwingen auf einer Wellenlänge für eine gewisse Zeit, ist der Schlüssel dazu. Wenn die Musik endet, bleibt dem Menschen etwas zurück. Er ist verändert. Und weil es eine Bedeutung hat, ist es existenziell.

Damit schafft die Musik etwas, was im Leben so schwierig und manchmal sogar unmöglich ist.